M&A-Markt im Wandel:
Neue Chancen für die Logistikbranche

Im Transport- und Logistiksektor sind die M&A-Aktivitäten im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorhalbjahr weltweit um mehr als ein Viertel zurückgegangen, insbesondere Megadeals werden seltener. Der Hauptgrund sind immer neue Risiken und Unsicherheiten – sie lassen Unternehmen vorsichtiger werden. Doch angesichts der aktuellen Herausforderungen können gezielte Transaktionen durchaus sinnvoll sein.

Gerade in volatilen Zeiten vertragen Unternehmen keinen Stillstand. Sie müssen sich dem neuen Marktumfeld anpassen und sich künftigen Herausforderungen stellen. Dabei gilt es allerdings auch die M&A-Strategie anzupassen: Sie muss einem zunehmend unsicheren Umfeld standhalten und immer mehr Risiken abwägen. Denn ob die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen (ESG), die Analyse etwaiger Sicherheits- und Steuerrisiken oder die Bewertung von Marktentwicklungen und geopolitischen Unsicherheiten – ein Rundumblick ist unerlässlich.

Finanzierung ist schwieriger geworden

Zu diesem Risikomix kommen die verschärften Finanzierungsbedingungen. Viele Akteure sind vom Gas gegangen. Hohe Preise werden nur gezahlt, wenn es sich um den perfekten strategischen Fit handelt, starke Alleinstellungsmerkmale für sich sprechen oder der Return of Invest sicher ist. Ausnahmen bilden hier lediglich die M&A-Treiber Digitalisierung und Energiewende.

Mittlere bis kleine Betriebe werden derzeit eher verhalten bewertet. Und gerade das könnte eine Investition lukrativ machen. Denn vor allem jetzt sind M&A-Aktivitäten wichtig, um das Portfolio zu optimieren. Angesichts des enormen technologischen, digitalen und ökologischen Transformationsbedarfs der Wirtschaft könnte eine Transaktion zum Enabler werden, um das Geschäft neu aufzustellen, das eigene Wachstum unter den neuen Vorzeichen zu fördern und langfristig nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Klasse statt Masse

In der Transport- und Logistikbranche spiegeln sich diese Risiken und Chancen wider – hier ist gut zu beobachten, wie sich gerade der Wind dreht. Im Fokus der zahlreichen großen Zukäufe der vergangenen Jahre standen Frachtvolumen und Netzwerke, es ging um Skalierung und Größe.

Nun aber rückt Klasse statt Masse stärker in den Mittelpunkt. Ziel der Akteure ist es, sich neue Kompetenzen zu erschließen und Innovationen zu beschleunigen. Dabei gehen sie deutlich selektiver vor und konzentrieren sich auf kleinere Transaktionen, die weniger Fremdkapital erfordern und geringere Risiken mit sich bringen.

Auch Joint Ventures und Allianzen werden wieder beliebter. Sei es, um das Angebot für Kunden zu erweitern, die Auslastung zu optimieren oder Leerfahrten zu reduzieren. Da es teuer ist, Anbieter gleich zu kaufen, erscheinen Kooperationen attraktiver – sie ermöglichen es, sich neuen Themen schrittweise zu nähern: beispielsweise um neue KI-gestützte Lösungen zur Verbesserung von Lieferperformance und Kundenservice zu nutzen oder um in zukunftsfähige Konzepte wie in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.

Wachstumsfelder nutzen

Die Logistikbranche steht vor einem Wandel. Die geoökonomische Fragmentierung nimmt zu, regionale Handelsströme und verstärkte Lagerhaltung gewinnen an Bedeutung. Hinsichtlich der Digitalisierung befinden sich Unternehmen in einer Aufholjagd. Die nächste M&A-Welle könnte sich auf Landverkehre und Lagerhallen richten. Auch grenzüberschreitende digitale Dienstleistungen bieten Wachstumspotenzial.

Über alle Branchen hinweg erkennen Unternehmen die Notwendigkeit, ihr eigenes Portfolio neu zu justieren und überlegen, wie sie Wachstum und Transformation vorantreiben können. Auch wenn die M&A-Aktivitäten im ersten Halbjahr 2023 deutlich zurückgegangen sind: Eine Dynamik ist zu spüren, aber eher im mittleren Marktsegment und mit verschobenen Fokus. Es gilt, die Risiken und Chancen als Signal zu verstehen und mit gut durchdachten Strategien den Aufbruch zu wagen.

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